Der Innenraum ist kaum vier Meter breit, aber doch luftig. Seine Mitte bestimmt ein dunkelgrauer Ofen mit Fliesen, durch geschwungene Ornamente belebt. Ein offenes Regal teilt den Wohnraum vom Eingang ab und ist von beiden Seiten zu befüllen. Es bietet auch einen Durchblick zur Küche und weiter zur Straße hinaus. Modernität und traditionelles Handwerk verschränken sich in diesem Haus. Dabei orientiert sich der Entwurf aufmerksam an der Umgebung. Die gedrungene Form verrät ein bürgerliches Gebäudekonzept. Sie begnügt sich mit wenig Platz und ist dennoch weithin sichtbar.
Als die Schindeln der Fassade noch hell waren, bemerkte fast jeder im Dorf das Haus. Diese Schindeln sind eine Wiederentdeckung alten Handwerks durch die zeitgenössische Vorarlberger Architektur. Sie sind eckig geschnitten und verleihen dem Haus mit ihrem „feinerem Zug“ von nur vier Zentimeter Breite einen eleganten Maßstab. Mittlerweile haben sie sich in das typische Grau verfärbt. Sowohl Bauherrn wie Gestalter zeigen in diesem Gebäude Eigensinn. Zumindest drei Teams waren am Bau beteiligt, aber trotz ihres jeweiligen Eigensinns fanden sie zu einem nahezu nahtlosen Ganzen.
Der Bauherr selbst lebt im Spannungsfeld von Innovation und Tradition. Lukas Dorner, langjähriger Vertriebsleiter eines Sportbekleidungsherstellers im Rheintal, führt seit 2019 die Egger Brauerei. Er hat den Betrieb, für manche überraschend, als Mitglied im Werkraum Bregenzerwald assoziiert. Dorner und seine Familie wollten im Zentrum der Wohnung einen gemütlichen Schwedenofen mit Blick auf das Feuer. Doch Ewald und Simon Voppichler, vom Entwurf der Architekten Innauer Matt begeistert, entwickelten einen aus Schamottsteinen gemauerten Grundofen, der die Familie überzeugen konnte.
Abgestimmt auf den zweigeschossigen Raum und das energetisch optimierte Haus, funktioniert er heute zu ihrer aller Zufriedenheit. Und die Dorners konnten auch die Ofensetzer fordern: Ihr Wunsch nach Karak-Ofenfliesen war für die Hafner Neuland. Fliesen auf einem gemauerten Grundofen, das galt nicht als „klassisch“. Doch die Fliesen der kleinen Manufaktur von Sebastian Rauch in Schlins, zur Bauzeit des Dorner- Hauses 2018 gerade im Aufstieg, passten durch ihre qualifizierte Ausführung und die Materialstärke zur Eigenart des massiven Ofens. Darüber hinaus steuern sie viel gestalterische Energie bei. Das großzügige, florale Muster namens „VeSta“ entstand 2013 in einem einjährigen Prozess mit den Architekten Loeliger-Strub für ein Hochhaus in Zürich. Das einfache, aber verschlungene Muster von VeSta, über die Diagonalen doppelsymmetrisch, ermöglicht mit einer einzigen Fliese immer neue Kombinationen. Dabei entstehen Ellipsen, Kreuze und unsichtbare Achsen und verbinden sich zu großen Blumen. Solche hafnerischen Experimente sind nicht selbstverständlich.